Die Bandscheiben sitzen wir kleine Stoßdämpfer zwischen unseren Wirbelkörpern und wirken wie Puffer um Erschütterungen abzufangen. Sie bestehen aus einem gallertartigen Kern (Nucleus pulposus) und einem festen, umgebenden Ring, der aus miteinander verflochtenen, festen Fasern besteht (Anulus fibrosus). Bei einem sogenannten Bandscheibenvorfall (Bandscheibenprolaps) tritt durch eine Verletzung/Zerreißung des umgebenden Faserrings ein Teil des Gallertkerns der Bandscheibe hinaus.
Im Alter, aber auch bei dauerhafter, falscher Belastung kommt es zu einer schlechteren Versorgung der Bandscheibe mit Nährstoffen, zu einer Minderung der Elastizität und dann auch zu Einrissen des Bandscheibenrings. Dadurch kann es zu einem Austritt von Bandscheibenmaterial in den Spinalkanal kommen, was dann als Bandscheibenvorfall bzw. Prolaps bezeichnet wird. Verliert dieses Material den Kontakt zur Bandscheibe bezeichnet man dies als Bandscheibensequester. Davon abzugrenzen ist die sogenannte Vorwölbung (Protrusion), bei der kein Bandscheibenmaterial austritt.
Prinzipiell kann so ein Bandscheibenvorfall jeden Bereich der Wirbelsäule betreffen, wobei die häufigste Lokalisation im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule (LWS) ist. Am zweithäufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der unteren Halswirbelsäule (HWS) auf und am seltensten in der Brustwirbelsäule (BWS).
Die Halswirbelsäule von der Seite betrachtet (a), das rot hervorgehobene Rückenmark ist von einem weißen Saum umgeben (Rückenmarksflüssigkeit). Von oben betrachtet liegt das Rückenmark frei im Spinalkanal (b). Bei dem großen, zentralen Bandscheibenvorfall (c) (rot umrandet) zeigt sich nicht nur eine komplette Aufhebung des Flüssigkeitssaums, sondern auch bereits eine Verformung des Rückenmarks!
Die Brustwirbelsäule von der Seite betrachtet (a), das rot hervorgehobene Rückenmark ist von einem weißen Saum umgeben (Rückenmarksflüssigkeit). Von oben betrachtet sieht man einen großen, leicht seitlich gelegenem Bandscheibenvorfall (b) (rot umrandet). Man sieht nicht nur eine komplette Aufhebung des Flüssigkeitssaums, sondern auch bereits eine Verformung des Rückenmarks! Im CT (c) sieht man bereits eine Verknöcherung des Vorfalls, was wichtig für die Planung der Operation ist.
Die Lendenwirbelsäule von der Seite betrachtet (a), das rot hervorgehobene Rückenmark ist von einem weißen Saum umgeben (Rückenmarksflüssigkeit), und teilt sich dann in die einzelnen Nervenfasern auf. Von oben betrachtet liegen die Rückenmarksnerven frei im Spinalkanal (b). Bei dem großen, leicht seitlich gelegenem Bandscheibenvorfall (c) (rot umrandet) zeigt sich eine komplette Aufhebung des Flüssigkeitssaums, sondern auch eine Einengung des Rückenmarksnerven rechts im Bild (linke Körperseite)!
Die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind sehr unterschiedlich, aber in aller Regel geht dem eigentlichen Vorfall ein jahrlanger Verschleiß der Bandscheibe voran. Dabei trocknet die Bandscheibe langsam aus und wird brüchig, der Faserring verliert seine Elastizität und reißt. Dadurch kann ein Bandscheibenvorfall auftreten. Dieser Prozess beginnt schon recht früh, so dass das häufigste Alter für einen Vorfall zwischen 45 und 55 liegt, aber teilweise auch schon deutlich früher auftreten kann.
Begünstigende Faktoren für das Auftreten sind Übergewicht, mangelnde Bewegung, schlechte Muskuläre Führung. Hierbei spielt nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern auch die gerade und schräge Bauchmuskulatur eine wichtige Rolle (Core Muskulatur). Bei schlechter muskulärer Führung und Anheben eines schweren Gegenstandes in schlechter Haltung kann es durch einen starken Druck innerhalb der Bandscheibe zu einem akuten Ereignis kommen. Diesem akuten Bandscheibenvorfall ist aber auch ein langer Prozess voran gegangen.